... darauf hin geschah etwas Merkwürdiges. Garbo verwandelte sich in ein Traumbild, in einen Mythos, in eine Suggestion. Die Rolle der Unerreichbaren, der Göttlichen wird ihr zugeteilt. Sie wird zur Idealgestalt, zum Phänomen einer Generation. Garbo, ein Schicksal ... ständig auf der Flucht. Garbo, ein Rätsel ... Doch dieses Rätsel Garbo können wir nicht lösen. Lasst uns zum Mond fliegen oder auf den Grund der Weltmeere tauchen – aber lasst uns diese Suggestionen behalten. Greta Garbo hat nicht gesagt, dass sie allein sein wolle. Sie hat gesagt, dass sie in Ruhe gelassen werden will. Darum jagte man sie mit dem Teleobjektiv, darum verfolgte man sie. Die wir anbeten ist die Garbo des Films. Sie gibt uns die Versprechen ewiger Jugend und zeitloser Schönheit. Francois Mauriac stöhnte mit Eleganz: "... ein solches Angesicht, von Gott erschaffen, erscheint uns hier überirdisch, ungekünstelt, befreit von aller Unreinheit, für die Ewigkeit vorbereitet ... Es wäre unbegreiflich, wenn sich die Menschenmassen aller Welt nicht dazu angeregt fühlten, vor dieser Erscheinung auf die Knie zu fallen, wenn nicht die Leinwand auch, leider, für jeden von uns das Unerträgliche in einem allzu schönen Anblick heraufbeschwören würde.
- September 1948: Die Hollywood-Schwedin hat nach fast zwanzigjährigem Aufenthalt in den vereinigten Staaten einen Antrag auf amerikanische Staatsbürgerschaft gestellt.
(Quelle: Spiegel, 1948)
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